Freiwillige Feuerwehr Eisingen
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Einführung in das Thema „Brandschutzaufklärung mit Menschen mit geistiger Behinderung“

„Brandschutzerziehung und -aufklärung für und mit Menschen mit geistiger Behinderung“
Am 01. Januar 2000 lebten in Deutschland rund 6,6 Millionen schwer behinderte Menschen in Deutschland; rund 10.000 mehr als zwei Jahre zuvor. Davon haben 3,9 Prozent eine geistige Behinderung.

Warum diese Zahlen am Anfang?
Man vergisst oft diese Menschen, die zum größten Teil in großen Heimen oder kleinen Wohngruppen leben.

Ein Beispiel:
Ein großes Heim für Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland, in den 70er Jahren gebaut. Nach rund 10 Jahren wurden Mitarbeiter des Heimes im „Vorbeugenden Brandschutz“ unterwiesen. So erkannte man, dass die rund 550 Mitarbeiter lernen sollten, wie sie sich im Brandfall verhalten sollen und wie sie vorbeugend einen Schadenfall verhindern können.

Auch wurden Großübungen von den Ortsfeuerwehren durchgeführt. Dabei bemerkte man, dass viele Bewohner Angst vor der Feuerwehr hatten; sie reagierten zum Teil mit Fluchtverhalten oder anderen Verhaltensauffälligkeiten. Man erkannte, dass auch mit diesen Menschen der „Vorbeugender Brandschutz“ betrieben werden muss.

„Das Fragwürdigste im Bereich der Geistigenbehindertenpädagogik ist die geistige Behinderung selbst“ (BACH 1968)

Es ist genauso sinnvoll, Brandschutzerziehung bzw. Brandschutzaufklärung mit Menschen mit geistiger Behinderung zu machen, wie auch im Kindergarten oder in der Grundschule. Menschen mit geistiger Behinderung sind nicht minderwertig bildbar, d. h. sie sind ganz gewiss in der Lage, Dinge zu lernen, aufzunehmen und sich zu merken.

„Menschen werden wohl mit einer Behinderung geboren, doch zum Behinderten werden sie erst später gemacht.“ (FEUSER 1980)

Es ist wichtig, Brandschutzerziehung gerade mit diesen Menschen durchzuführen. Bei ihnen sind die Ängste gegenüber der Feuerwehr und ihren Gerätschaften enorm groß; so haben sie meistens noch nie Kontakt mit ihnen gehabt.

Lernen Kinder im Kindergarten meistens schon die Feuerwehr kennen, bleibt den Menschen mit Behinderung gar so oft sein ganzes Leben, diese Erfahrung verwehrt.

Anzumerken ist an dieser Stelle dass die Mehrheit der Behinderungen durch Unfälle usw. (also postnatal- nach der Geburt) verursacht werden; der geringste Teil ist angeboren.

Die Brandschutzerziehung für und mit Menschen mit Behinderung sollte in einer kleinen Gruppe (Empfehlung max. 6 Personen) und immer in Zusammenarbeit und Anwesendheit einer pädagogisch ausgebildeten Fachkraft (Heilerziehungspfleger, Erzieher, Sozialpädagoge o. ä) stattfinden.

Brandschutzerziehung und -aufklärung kann nur dann gelingen, wenn man die Individualität des einzelnen Teilnehmer kennt und mit dieser umzugehen weiß. So ist eine intensive Vorbereitung mit dem Fachpersonal nötig. Fragen wie die Lese- und Schreibfähigkeit und auch die verbale Möglichkeiten der Teilnehmer muss vorher abgeklärt werden.

Stellen Sie sich mal vor, in einer Schulung schreibt ihr Dozent auf Japanisch etwas an die Tafel und sie sollen es vorlesen, erkennen bzw. mitschreiben? Würde Sie das nicht auch entmutigen und verwirren. So geht es oftmals den Menschen, die nicht lesen und schreiben können.

Deshalb ist bei der Brandschutzerziehung und -aufklärung sehr wichtig einfache, visuelle Hilfsmittel zu verwenden. Sehr gut geeignet sind hierbei reale Gegenstände, Bilder, Dias und Filme; angepasst an den geistigen Entwicklungsstand der Teilnehmer.

Menschen mit geistiger Behinderung kann man sehr gut ansprechen, in dem man Dinge vorzeigt, mit denen sie in ihrem Berufs- und Alltagsleben zu tun haben. Beispielsweise die Rohrschelle aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder ein Bild eines Feuerlöschers, der auf der Wohngruppe seinen Standort zeigt. All diese Dinge helfen dem Teilnehmer, intensiv und interessiert mitzumachen und aufmerksam zu sein.

Wichtig ist eine verständliche, einfach Sprache und Wiederholung des Gelernten.
Es ist kein Ziel, die Teilnehmer zu perfekten Brandschützern zu machen; auchist es nicht die Intension alle gesetzten Lernziele (Richtiger, umsichtiger Umgang mit Feuer, Erkennen von Gefahren im Umgang mit Feuer, Abbau von Ängsten, Richtiges Verhalten im Brandfall) zu erreichen. Es kommt nicht darauf an in kürzester Zeit alles zu erreichen. So ist der Abbau von Ängsten durch solch eine BE/BA ein enorm großer Erfolg.

Besonders wichtig ist auch die BE/BA mit einer kleinen Prüfung abzuschließen. Diese muss meistens in mündlicher Form und individuell auf den Teilnehmer abgestimmt, ablaufen. Selbstverständlich kann bei dieser Prüfung keiner durchfallen; alle mit der BA/BE gesetzten Ziele würden dadurch wegfallen.

Bei der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung ist es wichtig, nie zu vergessen, dass wir es mit erwachsenen Menschen zutun haben. Obwohl sich sicherlich oftmals die Themen und die Methodik/ Didaktik, die der BE im Kindergarten oder der Grundschule ähnelt, muss man sehr darauf achten.

Nicht umsonst ist aus der „Aktion Sorgenkind“ die „Aktion Mensch“ geworden, so wurden aus den „Sorgenkindern“ von gestern Menschen von heute, die selbstbestimmt ins Leben gehen und für unsere Gemeinschaft eine unendliche Bereicherung sind.

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